verfasst von Ludwig Plotter - Juni 2019

Brunel kann als Symbolfigur für Industrialisierung, für Ingenieurskunst aber auch als Symbolfigur für den extremen Energiehunger der damals frischgeborenen und heute erwachsenen Industriealsisierung gelten. Wir könnten auch seine Zeitgenossen James Watt, Stevenson oder Sadi Carnot zu einer solchen Symbolfigur ernennen. Wichtig für uns heute lebenden Menschen ist die Tatsache, dass  eine Veränderung der CO2 Konzentration in der Atmospäre im Lebenszeitraum der gerade genannten Männer einsetzt,  ca. 1750-1850. Der Wert von 300 ppm (parts per million) CO2 erhöht sich seitdem stetig und ist dabei die 400 ppm Marke zu erreichen. Beispielhaft dafür steht die CO2 Meßkurve am Mano Loa auf Hawai, die sogenannte Keelingkurve, die ich hier im Rahmen der GNU-Lizenz verwende. Von Delorme - Eigenes Werk. Data from Dr. Pieter Tans, NOAA/ESRL and Dr. Ralph Keeling, Scripps Institution of Oceanography., CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=46146497

 

 

Bereits in den 1980ger Jahren während meines Meteorologiestudiums in Hannover war klar, dass es ziemlich wahrscheinlich ist, dass der Mensch das Klima seines Planeten verändert. Schon damals  zeigte sich dies an der obigen Messung der CO2 Konzentration am Mauno Loa auf Hawai. Anhand von indirekten Meßmethoden lässt sich die CO2 Konzentration auch für die Vergangenheit ermitteln. Die menschgemachte Freisetzung von CO2 beginnt nicht erst um 1800 aber die Dimension dieser Freisetzung -etwa seit den Lebenszeiten von "Isambard Kingdom Brunel" ist beeindruckend und beängstigend, siehe auch  Wikipädia zu den globalen CO2 Emissionen.

Wer es genau wissen will, kann die Daten vom CDIAC, dem Carbon Dioxide Information Analysis Center, herunterladen: Kohlenstoffverbrauch seit 1751.

Derzeit verbrauchen wir 10 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, bzw. erzeugen ca. das 3,7 an Kohlendioxid. Bei einer Weltbevölkerung von fast 10 Milliarden entfällt auf jeden Menschen eine Tonne Kohlenstoff jährlich. Jeder Mensch aus einem Industrieland kann leicht nachrechnen, dass er bezogen auf den globalen Durchschnitt viel zu viel verbrennt. Bleiben wir bei der Autokalypse. 10000 km im Jahr bei einem Verbrauch von 10 l /100 km sind fast 800 kg Brennstoff.

Allerdings gab es auch immer wieder das Argument, dass es in der Vergangenheit auch schon Perioden höherer Temperatur und CO2 Konzentration gegeben hätte. Man sollte also nicht überreagieren und auf die Eigenstabilität des Klimasystemes vertrauen. Allerdings wäre bei Klimaveränderungen mit Klimaflüchtlingen zu rechnen. Und so kommen sie jetzt ja auch.

Tatsache ist, dass man seit ca. 50 Jahren die Möglichkeit der numerischen Wettervorhersage und Klimamodellierung hat. Bei allen Erfolgen der Wettervorhersage und Visualisierung atmospärischer Prozesse,  bleibt die Tatsache, dass  niemand, kein Wissenschaftler, kein Politiker, kein Zukunftsguru sagen kann, wohin die Veränderung geht. Kein Modell kann das verlässlich vorhersagen. Zur Zeit lernen wir in der Schule (?) , dass es drei globale Zirkulationszellen gibt, den Polarwirbel, die Strömung der mittlerene Breiten und die innertropische Konvergenzzone. Aber wird es dabei bleiben? Was wird die Folge veränderter Windsysteme und Meeresströmungen sein?

 

Hadley, 1997, Öl auf Jute, 100*140cm²

 

Aber klar ist, dass der Mensch extreme Mengen CO2 freisetzt, dass der Mensch in klimatisch labilen Regionen Wüsten erzeugt und Bedingungen schafft, dass Menschen ihre Heimat verlassen, um in unserer Heimat zu überleben. Man braucht nur die Veränderung des Tschadsees oder des kaspischen Meeres , die Veränderung der Permafrostböden, der polaren Eiskappen oder der Gletscher uvm. zu betrachten.

Wir alle haben Anteil daran, einfach indem wir leben und verbrauchen. Dinge kaufen, die man vor 40 Jahren noch weiter benutzt hätte und die in den meisten Regionen der Welt kein Sperrmüll, Sondermüll sondern Wertgegenstände sind.

Dieses Problem werden wir nicht alleine technisch lösen. Denn jede neue Technologie, die weniger Energie verbraucht führt wieder dazu, dass neue Märkte und neue Möglichkeiten der Energieverschleuderung erschlossen werden. Der Klimawandel wird nicht gestoppt, wenn wir das Jetzt einfach elektrifizieren. Die Frage ist, ob sich komplexe Gesellschaften an die vermutlich kommenden extremen Veränderungen anpassen werden können, welche Verhaltensweisen, Sitten, Werte wir verändern werden, um überleben zu können.

Kunst ist eben auch ein altes menschliches Hilfsmittel zu überleben, denn neue Vorstellungen werden  eher in Verbindung mit Kunst geformt.